Martin Höfft: Neuköllner Bio-Gärtner mit Café und Lehrauftrag – Mittagsmenü zu gewinnen!

martin hoefftVielleicht muss man ein wenig verückt – oder einfach ein Wiesbadener- sein, wenn man ausgerechnet im Neuköllner Alt-Rixdorf eine Bio-Permakultur-Gärtnerei eröffnet. Schließlich liegt das schnuckelige aber winzige Alt-Rixdorf genau zwischen Sonnenallee und Karl-Marx Straße – die ja nicht gerade ländliche Romantik versprühen. Martin Höfft hat es mit seinem Team im August 2013 dennoch gewagt. Zur Gärtnerei gehört auch das Café Botanico und ein Naturlehrpfad.
Die Anbaufläche ist übrigens die einzige in der Berliner Innenstadt mit einer Bio-Zertifizierung.

Ein paar Fragen an den Neuberliner, der für das Projekt extra seinen italienischen Schwiegervater in die Hauptstadt geholt hat.

GreenInBerlin: Martin, woher kommst du und seit wann wohnst du in Berlin?

Martin: Ich komme aus Wiesbaden und bin nach einigen Reisen und Auslandsaufenthalten im Jahre 2010 mit meiner italienisch-französischen Frau und unserer Tochter aus den Niederlanden nach Berlin gezogen.

GreenInBerlin: Was hat dich hier her verschlagen?

Martin: Erstens die Familie: Das internationale Umfeld von Neukölln mit der Staatlichen Europaschule Berlin. Zweitens der Beruf: Ich hatte einen Job in einem internationalen Callcenter. Und drittens Berufung: die Möglichkeit hier, das Café Botanico zu eröffnen – denn so etwas gibt’s nur in Berlin.

cafe botanico kidsGreenInBerlin: Café Botanico ist ja einiges mehr als „nur“ ein Café. Was erwartet Deine Gäste?

Martin: Das Café Botanico Berlin  ist eine Kooperation zwischen traditioneller italienischer Gastronomie und modernen Konzepten städtischer Landwirtschaft, Selbstversorgung und Ernährungssouveränität. Die Speisekarte orientiert sich an den saisonalen Produkten aus unserem eigenen Permakulturgarten, der direkt neben dem Café/Restaurant liegt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den weniger bekannten und im Handel nicht erhältlichen Wildkräuter-Salaten, die wir handverlesen, frisch und ohne Transportwege anbieten können. Alles bei uns ist handwerklich hergestellt, und manche Gemüse und Kräuter durchlaufen von der Aussaat über die Kulturführung, Ernte, Putzen, Zubereitung bis zum Anrichten auf dem Teller alle Produktionsschritte vor Ort.

Besonders ist auch, dass die Pflanzen (es gibt über 200 essbare Sorten, dazu Obstbäume, Sträucher und Blumen) in einem botanischen Lehrpfad mit mehrsprachigen Pflanzenschildern angelegt sind und von den Gästen besucht werden können. Man kann sich also die Pflanzen, die es im Café-Restaurant zu essen gibt, in natura anschauen. Die Anbaufläche ist die einzige in der Berliner Innenstadt mit einer Bio-Zertifizierung

cafe botanicGreenInBerlin: Wie ist die Idee entstanden und wie lange hat es gedauert sie umzusetzen? Gab es Hürden zu überwinden?

Martin: Die Idee kommt von meinem Schwiegervater und Koch des Café Botanico, Stefano Emili. Er ist ein erfahrener Gastronom, der in Rom und Paris verschiedene Restaurants geführt hat und fantastisch kochen kann. Er kennt meine bunten Wildkräuter- und Blütensalate, die ich schon seit vielen Jahren für den Eigenbedarf kultiviere und wollte sie immer in einem eigenen Gastronomiebetrieb vermarkten. Er ist extra aus Italien nach Berlin gekommen, um hier das Café Botanico zusammen mit mir zu gründen.

Die Vorbereitungen dafür dauerten fast drei Jahre, denn es war natürlich nicht ganz einfach, mitten in der Stadt Räumlichkeiten für Gastronomie direkt neben einer für den Gemüsebau geeigneten Anbaufläche zu finden. Alles was am Anfang nicht passte, musste erst passend gemacht werden: Grundbesitzer überredet, Wildwuchs entfernt, Gartenboden aufgebaut Beete angelegt, gewerbliche Umnutzungen beantragt, eine Wohnung in ein Café umgebaut werden, usw. Das war schon ein Abenteuer, kann ich Dir sagen. Am Tag der Eröffnung im August 2013 waren wir so erschöpft, dass wir nicht einmal eine Feier gemacht haben. Wir haben einfach nur die Tür aufgeschlossen, eine Tafel mit einigen Tagesgerichten auf die Straße gestellt und gewartet, dass jemand kommt….

GreenInBerlin: Wer außer Dir gehört noch zum Café Botanico Team ?

Martin: Unser Team besteht aus Stefano Emili, römischer Koch, Massimo Natoli, sizilianischer Eismacher und Konditor und mir, Martin Höfft, Diplom-Geograph und Permakulturgärtner.

GreenInBerlin: Wie kommt die Idee bei den Berlinern an? Was sagen die Nachbarn?

Martin: Die Idee kommt super an, wir kriegen sehr wohlwollendes Feedback von Besucher aus allen Ecken Berlins und unseren Stammgäste aus der Nachbarschaft. Uns ist es wichtig, dass wir für alle offen sind. Man kann bei uns sowohl Fleisch als auch vegan essen, Vollwert oder zuckersüß, Bio und nicht Bio. Es gibt Essen aus dem Garten aber auch andere Gerichte. Wir wollen uns mit unserem Konzept niemandem aufdrängen und niemanden ausschließen. Wichtig ist nur, dass alles handwerklich hergestellt wird und dass es immer etwas Frisches aus dem Garten gibt. Aber man kriegt auch einfach einen guten Espresso oder einen Teller Pasta.

botanico essenGreenInBerlin: Du legst ja großen Wert auf saisonale Gerichte – was steht denn im Winter auf Deiner Speisekarte?

Martin: Den Winter über haben wir mit Topinambur, Radicchio und Grünkohl aus dem Garten gekocht. Außerdem hatten wir aufgrund der milden Temperaturen Feldsalat und verschiedene Wildkräuter wie Barbarakraut, Venuskamm, Tellerkraut und Wintersenf aus dem Freiland. Ansonsten kochen wir ja auch mit Zutaten von Handwerksbetrieben aus Italien (Urgetreide Emmer, Platterbsen, Linsen aber auch Speck, Schinken, Salami und Schafskäse) und aus der Region. Zur Saison gehört im Winter natürlich auch die Zubereitung von Wildgerichten. Bei uns gab es Pastagerichte mit Wildschwein- und Hirschgulasch vom Schönholzer Wild aus dem Westhavelland.

Foto 1GreenInBerlin: Welche Pläne hast du für Zukunft des Cafés?

Martin: Im Moment biete ich ja regelmäßig Wildkräuterführungen durch unseren Garten an; im Sommer planen wir noch ausführlichere Veranstaltungen, bei denen die Gäste am kompletten Produktionsprozess vom Anbau über die Ernte bis zur Zubereitung und den gemeinsamen Verzehr der Gerichte beteiligt werden. Wann es damit losgeht, werden wir über den Newsletter ankündigen. Außerdem möchte ich aufgrund der enormen Nachfrage Permakulturkurse anbieten und noch viele interessante Pflanzenarten entdecken und auf denTisch bringen.

GreenInBerlin: Welchen “green” Tipp hast du für Berliner ?

Martin: Das Almende Kontor auf dem Tempelhofer Feld mit all den Kleingärten und Beeten. Im Sommer ist das einer der fantastischsten Orte von Berlin.

GreenInBerlin: Was würdest du dir für ein grünes Berlin noch wünschen?

Martin: Dass das Tempelhofer Feld ein riesengroßer ökologischer Garten wird, der einen tatsächlichen Beitrag zur Ernährung in der Stadt beitragen kann.

Gewinne ein Mittagsmenü:

Frage: welche wilden Blattgemüse gab es im Café Botanico im Mai 2014 zu essen? Lösung findet Ihr auf der Webseite.
Unter den richtigen Einsendungen gibt es 3 Gutscheine für ein Mittagsmenü unter der Woche (Dienstag bis Freitag) zu gewinnen.
Schickt bis zum 30. Juni 2014 eine email mit der Antwort an: an [email protected]

 

botanico logoCafé Botanico
Italienisches Café, Urban Garden und Permakultur
Geöffnet täglich außer montags ab 11:00
Richardstr. 100
12043 Berlin

www.cafe-botanico.de

Reservierungen über 0151/12251320

Oder per E-Mail an [email protected]

Veranstaltungen bis ca. 30 Personen möglich