Grün, ja grün, sind alle meine Kleider…. Tauschen macht glücklich
Kleidertausch – so könnte man sagen – ist eine Form von Recyceln: ungeliebte Garderobe aus den Tiefen des Kleiderschranks wird resozialisiert indem sie in 2. Generation den Besitzer wechselt. Diese Kultur des Konsums ist eigentlich nicht so neu, denn sie basiert auf dem uralten Prinzip des Geben und Nehmens. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Klima. Die Weddinger Food-Coop Dickes Bee hat es ausprobiert und zum Kleidertausch am Sonntagabend geladen. Eine Tatort-Alternative sozusagen: einmal Kleider statt den Mörder jagen.
von Elgin Hertel
Kleider machen Leute – und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen dienen uns Kleider als eine Form individuellen Ausdrucks, zum anderen machen Leute in der Tat Kleider. In der Textilindustrie, die zu den größten Konsumgüter-Branchen zählt, wird die Ware häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt und natürliche Ressourcen schonungslos ausgebeutet. Es gibt zwar den Trend der Bio und Fairtrade Bekleidung (siehe auch Green Glamour – Nachhaltige Mode auf der Ethical Fashion Show Berlin), die meisten Produkte werden jedoch nach wie vor konventionell hergestellt.
Zeit zum Umdenken also und eine Gegenbewegung zur derzeitigen Wegwerfgesellschaft zu etablieren: der neue Trend heißt Tauschen statt Kaufen, Kleider zum Beispiel! Getauschte Kleidung drückt den Ressourcenverbrauch und steigert gleichzeitig deren Effizienz. So kann Kleidertausch ein kleiner Beitrag von vielen sein, eine Antwort auf die drängenden Umweltprobleme unserer Zeit zu finden.
Grund genug für die Weddinger Food-Coop Dickes Bee eine eigene Kleidertausch Aktion ins Leben zu rufen und das Thema nachhaltigen Konsum mal von einer anderen Seite zu beleuchten. Denn normalerweise ist Dickes Bee vor allem Experte für nachhaltigen Konsum in Sachen ökologisch-saisonale Lebensmittel aus der Region. Gegen sechs Uhr abends trudelten die ersten Tauschgäste in den Wohnkomplex der Wohnungs-Genossenschaft PA 58 in Berlin Wedding. Selbstgebastelte Schilder dirigierten den Weg in den 2.Hinterhof, hinein in den Tauschladen auf Zeit. Mit Tischdecken dekorierte Wühltische und quer durch den Raum gespannte Wäscheleinen dienten zum Aufhängen der eigenen “Ladenhüter“. Allmählich füllten sich Raum und Kleiderstange und die Leute begannen in die fremde Kleidung zu schlüpfen. Emsiges Beraten vor dem einzigen Spiegel, während der Raum sich mit seichten Swingtönen aus den mitgebrachten Boxen hüllte.
So wurde sonntags in fröhlich internationaler Runde munter drauf losgetauscht, so dass am Ende jeder mit mindestens einem neuen Lieblingsstück nach Hause ging. Dazu ein Schmunzeln auf den Lippen, dass die eigenen ungeliebten Kleidungsstücke reißenden Absatz bei jemanden anderes fanden. Der Rest der mitgebrachten Kleider wurde der Kleiderkammer von Menschen helfen Menschen in und um Berlin e.V. gespendet.
(Kleider-) Tauschen statt Kaufen allein rettet vielleicht nicht die Welt, aber es schafft doch zumindest eine gesellige Alternative zum eingefleischten Konsumismus des 20. Jahrhunderts. Bevor Ihr also das nächste mal bei H&M zugreift, trommelt lieber Eure Freunde zusammen und macht Euch einen schönen Kleidertausch-Abend!
Links zum Artikel:
- Dickes Bee Food Coop
- Menschen helfen Menschen in und um Berlin e.V.
- Franken, M., Kriener, M. 2012. Generation Tauschen und Teilen. Taz-Zeo2 Umweltmagazin 02/2012
- Artikel „Komm, tausch mit mir“